Raketengeschichten
Freitag, 24. Februar 2012Auf unserer Hosting-Plattform Uberspace.de gibt’s eine neue Rakete im Logo. Gleich vorweg, hier der Vorher-Nachher-Vergleich:
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Ein bisschen runder, ein Fenster mit Aussicht (wer braucht das nicht!), aber vor allem: Nun wirklich in keinster Weise mehr mit einer Tim-und-Struppi-Rakete verwechselbar.
Wir hatten das auch zuvor nicht wirklich gesehen. Unsere Rakete war ein selbstgezeichneter Entwurf eines Grafikers bei web://contact, der nicht auf der besagten Rakete basierte, sondern vielmehr Anlehnung an die klassische Aggregat 4 (auch bekannt als „V-2“) nahm – ein weithin bekanntes Design von Wernher von Braun von 1939, das offenbar auch Tim-und-Struppi-Zeichner Hergé als Inspiration diente:
… An unmanned subscale prototype of the rocket — the „X-FLR6“, resembling a V-2 rocket — is launched on a circumlunar mission to photograph the far side of the Moon …
Aus unserer Sicht bestand hier auch eine deutliche Abgrenzung – ein anderes Karomuster (2×2 statt 5×2), keine schwarzen Trennlinien zwischen den Karos, ein deutlich anderes Größenverhältnis zwischen Korpus und Flügeln … aber dennoch bekamen wir dann kürzlich Post des Verlags, der die Rechte an den Tim-und-Struppi-Cartoons hält, mit dem Hinweis auf eine unberechtigte Verwendung von Elementen des von Hergé gezeichneten Cartoons und der Aufforderung, jene zu entfernen.
Wir haben dies lange im Team und auch mit der Designagentur besprochen. Einerseits sind wir überzeugt davon, hier keine Rechtsverletzung begangen zu haben – nicht zuletzt, weil das Design, an dessen unsere Rakete Anlehnung fand, schon deutlich älter war ist als der betreffende Cartoon, und weil der Verlag wohl kaum Rechte an jeglicher gezeichneter Comic-Rakete haben kann, selbst dann nicht, wenn sie rot ist. Oder eben auch Karos hat. Andererseits haben wir auch kein Interesse an einem langwierigen und kostenintensiven Rechtsstreit, dessen Ausgang – subjektiv wie solche grafischen Bewertungen nun mal sind – für beide Seiten ungewiss sein dürfte. Last but not least trat der Verlag nicht über eine Anwaltskanzlei mit einer teuren Kostennote und hohen Schadensersatzforderung an uns heran, sondern mit einem eigenen Schreiben mit der schlichten Aufforderung, die beanstandete Rakete zu entfernen und zuzusichern, sie künftig nicht mehr zu verwenden. Heutzutage, wo man ja eigentlich mit allem, was man im Web veröffentlicht, schon mit einem Bein im Knast steht, fanden wir das einen ausgesprochen fairen und seriösen Umgang, den wir mit einem entsprechenden Entgegenkommen auch würdigen wollten.
Rechtsanwalt Jochen Kuschert, der in unserem Auftrag die Situation rechtlich einschätzte, ergänzte seine Stellungnahme mit einer Anmerkung, die weniger der konkreten Rechtsprechung, sondern wohl eher der juristischen Alltagserfahrung geschuldet ist:
Möglich und oft auch üblich ist aber auch, dass von Rechteinhaber vorschnell oder „bewusst“ nicht existierende Ansprüche geltend gemacht werden, um möglichst viel „Freiraum“ zwischen den eigenen Werken und anderen Werken zu schaffen. Denn die rechtlichen Unwägbarkeiten bestehen auf beiden Seiten.
Wir haben daraufhin entschieden, eine Änderung des Designs unserer Rakete zu beauftragen, die seit heute morgen sowohl im Logo als auch im Fuß der Seite entsprechend ausgewechselt wurde. Unser Antwortschreiben an den Verlag dokumentieren wir hier:
Dear […],
thanks a lot for contacting us.
We’re really sorry to hear that you consider the Uberspace.de rocket as a look-alike of the TINTIN rocket from the HERGE comic strip series. Please be assured that we’re trying to solve your concerns in all conscience.
Simply said, the Uberspace.de rocket is not based on the TINTIN rocket, and it differs from it in many aspects:
The TINTIN rocket, for example, …
– has a 5×2 tile set
– uses black lines to separate the tiles from each other
– has enormous wings
– has an antenna at the topHowever, the Uberspace.de rocket …
– has a 2×2 tile set
– doesn’t use black lines to separate the tiles
– has much smaller wings
– does not have an antenna at the topThe Uberspace.de rocket resembles the design of the well-known „Aggregat 4“ rocket used in World War II, also known as „V2“, which is a Wernher von Braun design from 1939 and thus nearly 15 years older than the creation of HERGE.
It’s obvious that HERGE has been heavily inspired by the V2, too, but in fact it would be hard to make a comic adaption of the V2 that would *not* have some similarities with the TINTIN rocket.
While we really feel confident that the Uberspace.de rocket isn’t a TINTIN rocket look-alike, we clearly understand that you’d prefer a design which has more „distance“ from the TINTIN rocket. As we’re not interested in a legal dispute – especially because many of our team members are fans of the TINTIN comics, including myself – we have worked together with our designers to create a new rocket for use in both our logo as well as in our footer image.
The new rocket design:
– still differs in all aspects mentioned above
– has an even more different shape with a heavily rounded down top (while the TINTIN rocket has a spiky top)
– stretches the 2×2 tile set throughout the rocket’s body (while the TINTIN rocket encloses its 5×2 tile set by a top and bottom which is completely red)
– adds a black bull’s-eye (which the TINTIN rocket doesn’t have at all)Summarized, the modified Uberspace.de rocket now has even larger differences from the TINTIN rocket, and we’re pretty sure that nobody would falsely identify the Uberspace.de rocket as a TINTIN rocket.
That being said: While we can provide you with a written undertaking that we won’t, at any time in the future, use any image of a rocket that *might* be mistaken for a TINTIN rocket by an untrained eye, we really can’t acknowledge an injunctive relief against the use of any strip, character, name and symbol, as we have never used (or misused) one of these in the past.
I therefore propose the following phrase:
„I, Jonas Pasche, will not, at any time in the future, use any image of a rocket that might be mistaken for a TINTIN rocket.“
Please let me know if you agree with that phrase or if you still have any concerns.
Best regards,
Jonas Pasche
Wir werden sehen, ob die Angelegenheit damit erfolgreich abgeschlossen werden kann oder nicht.